Konzertreisen

Pfingsten naht mit Frühlingsliedern,

da winkt allen Chormitgliedern

schon in schöner Tradition

eine Reise nach Ustron.

Früh um fünfe heißt es starten

und der Bus muss auch nicht warten,

pünktlich sind wir - wie zu Proben,

das ist wirklich nur zu loben,

und bei einem groß Gedränge

kommt manch einer in die Zwänge,

und in dieser wilden Hatz

nimmt man Jutta ihren Platz.

Doch es gibt ein gutes Herz

und vergessen ist der Schmerz.


In 10 Stunden - denkt man heiter

sind wir dort - doch leider, leider!

Denn das polnisch' Land hat Tücken,

und das sind die vielen Brücken.

Meistens sind sie viel zu niedrig

und das macht die Fahrt recht widrig.

Diskussionen werden laut,

alles auf die Karten schaut.


17 Stunden dauert es,

alle sind wir schon im Stress,

doch der Fahrer mit Bedacht

fährt uns sicher durch die Nacht.

2 Schritt vor, einen zurück,

dann ist es geschafft - zum Glück!


Endlich winken Bergeshöhn,

man kann schon den "Daniel" sehn,

und nach gutem Abendessen

ist die ganze Müh' vergessen.

Müde nun und ohne Sorgen

schlafen alle bis zum Morgen.


Früh weckt uns die liebe Sonne,

unsre Augen schaun´ mit Wonne

Berg und Tal und grüne Höhn,

ach, ist dies Landschaft schön.


Auf nach Krakau soll's dann gehn,

um die Stadt sich anzusehn.

Diese Fahrt geht flott voran,

doch da hält der Vordermann

mit dem Bus in einer Stadt,

die 'ne schöne Kirche hat.

Und voll Stolz tut Hans uns sagen,

dass vor nicht zu fernen Tagen

Paul - der Papst hier Priester ward,

sprachs - und weiter ging die Fahrt.


Stopp gabs dann gleich noch einmal,

für unsren Fahrer eine Qual.

Doch Johannes wollt berichten

von Kawaria Geschichten,

Möbel wurden dort gebaut,

ganz egal, wohin man schaut.

Grün ist längst der Ampel Licht,

doch den Hannes stört das nicht,

und mit Riemels und mit Läuschen

kann die Polizei er täuschen.


Gut gelaunt kommen wir dann

endlich auch in Krakau an.

Wawel, Kirchen und Tuchhallen

können uns gar wohl gefallen.

Doch der Höhepunkt am Tage,

ist - und das steht außer Frage,

da "Ave verum" am Altar.

Ärgre sich, wer nicht dort war.

Und weils uns so gut gelungen,

wurde weiter noch gesungen,

auf dem Markt, vor vielen Leuten,

die sich an den Liedern freuten.


Danach ging es rasch nach Haus

an den Tisch - zum Abendschmaus.

Kohl gab's und auch etwas Quark,

die Männer fanden das nicht stark.

Doch mit etwas gutem Willen

ließ der Bauch mit Bier sich füllen,

schläft sichs doch besonders gut

mit ein paar Promille im Blut.


Sonntag kam mit Sonnenschein,

lud zu Liftingfahrt uns ein.

Manche Frau erfasst ein Beben,

sieht die anderen sie schweben.

Doch die meisten fassten Mut,

und es ging auch alles gut.


Nur der große Regen kam,

der die Sicht ins Tal uns nahm.

Unsre Laune konnts nicht trüben,

war uns doch der Lift geblieben.

Nur Frau Magnus - die ging stiften,

hatte nichts im Sinn mit Liften.

Ihre Augen voller Grauen

konnten nicht die Tiefe schauen,

lief zu Fuß den Berg hinunter,

nass vom Regen zwar - doch munter.

Auch die Hübsche von dem Klaus

fiel fast aus der Gondel raus,

unten dann - voller Erbarmen

hielt er sie in seinen Armen.


Nach dem guten Mittagessen

war dann alle Angst vergessen.

Und weils Wetter wieder schön,

konnt man noch spazierengehn.

Abends war dann die Disco,

denn Musik macht alle froh.

Es gab auch manch schönes Spiel,

was uns allen gut gefiel.

Klospülung und Kognakschwenker

warn jedoch nur was für Denker.

Und vom Tanzen fix und alle

fieln um zwölf wir in die Falle.

Montag kam - ein etwas blauer

und die Stimmen - etwas rauer

sangen sich dann doch noch ein,

Lilo konnt zufrieden sein.

Disziplin gab es beim Singen,

das Konzert sollte gelingen,

worauf wir uns lange freuten.

Galt es doch den kranken Leuten,

die dort zur Genesung weilten,

oder ihre Leiden heilten.


Mit viel Freude und viel Lust

sangen wir aus voller Brust,

Aber auch ganz zart und leise

manche wohlbekannte Weise.

stehend sang man uns "sto Lat",

weil so gut gefallen hat

Kuckuck, Pferdchen, jak dwugo

Lilo, Claudia, Chor warn froh.

Lilo - vom Erfolg ganz rot

einem Herrn die Wange bot.

Ja - und diesem - voll Genuss

reichte nicht ein einziger Kuss,

einmal rechts und einmal links,

auf der Hand dann weiter ging's.

Lilo wurde noch etwas röter,

ja - der war ein Schwerenöter!

Alle haben laut gelacht.

Was doch Küssen Freude macht!


In den späten Abendstunden

hat man sich dann eingefunden

zu 'nem schönen Gläschen Sekt,

allen hat es sehr geschmeckt.

Lieder - schön und weniger schön

sang man, bis zum Schlafengehn.


Morgens brachten wir ein Ständchen,

diesen Menschen, diesem Ländchen,

die so freundlich uns empfingen,

schön war es, für sie zu singen.

Und dann saßen wir im Bus,

denn es war endgültig Schluss

mit drei wundervollen Tagen,

ohne Mühen, ohne Plagen,

nur voll Freude, voller Lieder.

Daniel - wir kommen wieder!

Diesem mehrseitgen Berichte

folgt das Ende der Geschichte,

welches ziemlich dicke kam,

fast die Lust am Reisen nahm.

Denn in Forst bei Bad Muskau

gab's 'nen fürchterlichen Stau.

LKWs machten Blockade,

und das war nun wirklich schade,

weiter liefen unsre Uhren,

Mist war nur, dass wir nicht fuhren,

ab und zu mal Stopp and Go,

ja, an der Grenze ist das so.

Doch so konnte das nicht gehn,

sollte wir bis nachts hier stehn?

Alle fassten den Entschluss,

dass sich etwas ändern muss.

Und man warf sich ins Getümmel,

Größer wurde das Gewimmel,

jeder regelt' den Verkehr,

nur zuletzt ging gar nichts mehr.

Man wollt kaum den Augen trauen,

mittendrin auch unsere Frauen.

Männlein, Weiblein im Verkehr,

das verwunderte doch sehr.


Plötzlich kam vom Hang ein Rover,

ja, war denn der ein Doofer?

Fuhr fast um die Polizei

nach dem Motto: Bahn frei!

Doch der junge Polizist

war erbost ob diesem Mist,

rief ein einzges Mal "Passport",

rasch war da der Dicke fort.

Klaus und noch ein Mann mit Kind

sorgten, dass es weiter ging.

Lotsten auch uns in die Spur,

weiter lief die Bummeltour.


Plötzlich kam son blondes Ding,

dem es viel zu langsam ging,

mit vollem Speed an uns heran,

doch da stand schon Lilos Mann.

"Eh ich von der Stelle weiche,

gehts nur über meine Leiche!"

Aber er hat schnell bedacht,

dass ihn Lilo braucht zur Nacht.

Dachte an den Ehering,

eh ihm was verlustig ging.

Und mit kühnem Sprung zur Seit'

bracht' er sich in Sicherheit.


Weil die Grenze schon ganz nah,

und nicht alle wieder da,

wird's inzwischen höchste Zeit,

sie nun in den Bus zu kriegen.

Jutta macht das kein Vergnügen.

Kaum einer schenkt ihr Gehör.

Ja, sie hat es wirklich schwer.

Doch nach endlosen Sekunden

hat sich alles eingefunden.

Jeder seinen Platz einnahm,

bis der nächste Stehpunkt kam.

Was ist denn da vorn passiert,

rätselt jeder interessiert.

Ja - im Graben lag da wer,

und die Feuerwehr hat's schwer,

diesen da herauszuziehn.

Endlich glückte das Bemühn.


Weiter ging die Bummelreise

in der schon bekannten Weise.

Doch zu unserm großen Schrecken,

kamen Männer jetzt mit Decken,

wollten unsre D-Mark haben,

um an Piwo sieh zu laben.

Ihre Freude war sehr groß,

denn sie wurden alles los.

Das war auch die letzte Mär,

von der zu berichten wär;

denn jetzt ging es schnell voran,

auf der guten Autobahn.

Aber erst nach Mitternacht

war die ganze Fahrt vollbracht!


5 erlebnisreiche Tage!

Viel zu schnell sind sie vergangen,

und wir spürn schon das Verlangen,

das im nächsten schönen Mai

wieder eine Reise sei.

       Lilo, Jutta - hört, ihr beide.

       Dank an euch für diese Freude.

       Möge es uns lang gelingen,

hier im Chor noch viel zu singen.


Charlotte Diederichs

Konzertreise 1994 nach Ustron/Polen

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