Vorspiel
Wohin soll denn die Reise geh'n?
Wohin, ja wohin'?
Wir wollen Tschechien's Städte seh'n!
Nein, Südtirol ist auch sehr schön!
So schallt's in gar nicht froher Weise
im Chor zur 96 ziger Reise.
Manch einem ist das nicht geheuer.
Ist Tschechien für uns nicht zu teuer?
Dabei hat man ganz schnell vergessen,
daß man für Bier, Kaffee und Essen
nur Peanuts dort bezahlen muss,
und nur 8 Stunden fährt mit Bus.
Die Jutta ahnt nichts von dem Streite,
sie sucht im Urlaub rasch das Weite.
Ach Jutta, du warst nicht zur Stelle,
denn dann wär'n wir auf alle Fälle
bestimmt nicht ganz so weit gefahren.
Bei manchen lag es an den Jahren,
daß sie nun hier zu Haus geblieben
und sich am Herd die Zeit vertrieben.
Zum Glück war Blümchen dann vor Ort,
schob die Gewitterwolken fort
und sagte: Schluß der Diskussion!
Tschechien, das kennen wir ja schon,
auf geht es jetzt nach Levico!
Und darob war'n auch alle froh!
Ich glaube, niemand hat's bereut,
die Reise hat uns sehr erfreut.
Der Karin sagen wir jetzt danke!
Statt Blumen nimm dies Wortgeranke!
1.Tag - Donnerstag/Freitag
Dann war der Reisetag schon da,
das Urlaubsziel fast greifbar nah,
nur 16 Stunden durch die Nacht
bald war der ganz Stress vollbracht.
Um 12 Uhr nachts gab´s Pinkelpausen,
man sah Männlein und Weiblein sausen
zu den begehrten kleinen Becken,
um auch die Glieder mal zu recken.
Dann trafen sich zur nächt'gen Stunde
die Chorsänger in froher Runde
zum happy birthday für Sabine.
Wir sangen "Du liegst mir am Herzchen"
bei "choco crossies" und 'nem Kerzchen.
Danach machte man Augenpflege
und weiter ging es auf dem Wege.
Während einige noch schliefen,
von Ferne schon die Berge riefen.
Im zarten Dunst, weiß in den Höhn
war'n sie gewaltig anzuseh'n.
Als trutzige Reisebegleiter
stimmten sie uns froh und heiter.
Und auch die liebe Morgensonne
erfüllte unser Herz mit Wonne.
Zwar müde - trotzdem voll Elan
kamen im Hotel wir an.
Erst duschen und zwei Ruhestunden,
dann hieß es: Levico erkunden.
Neben anderen Geschichten
sei hier etwas zu berichten.
Denn für uns' re Edith Barsch
war der Urlaub fast im Eimer.
Koffer auf - welch ein Entsetzen,
von Männes Hemden nicht ein Fetzen.
Säuberlich im trauten Heim
lagen sie dort ganz allein.
Doch Levico hat viel Hemden,
man verkauft sie gern den Fremden.
Tags drauf sieht man - stolz vor Gluck
Herrn Barsch flott im Italo-look.
Noch eine war sehr erschrocken,
alles da, Hemd, Slips und Socken,
nichts vergessen von dem Krempel
hat die gute Ulla Hempel.
Nur das schöne Chorgewand
blieb daheim im deutschen Land.
Inge hat zum Glück zwei Blusen.
Eine deckte Ullas Busen.
Ein Rock von Herta schützt derweil
ihren and'ren Körperteil.
Und was hört man Ulla sagen?
Wollt´ mal 'ne and're Größe tragen.
Abend ward's, nach zwei, drei Bierchen
schloss man schnell sein Zimmertürchen.
Doch dann gab's ein groß Erschrecken.
Riesenlaken? Pferdedecken?
Und nur eins? Wollt man bezwecken,
dass wir was darunter tun,
anstatt uns nur auszuruhn?
Doch für Lehmann's kam's noch schlimmer,
denn in ihrem schönen Zimmer
schlief man immer nur getrennt.
Ein Bett hier und eines dort,
keines an dem richt'gem Ort.
Jutta faßte den Entschluss,
daß man zusammenrücken muss.
Und sie sprach, wie man sie kennt:
Hier wird nicht getrennt gepennt!
Ja, das Knarr'n zu später Stunde
war tag's drauf in aller Munde.
Es ist, wie jeder weiß:
Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß.
Guten Abend, gut Nacht!
Der erste Tag war nun vollbracht.
2.Tag - Sonnabend
Was für ein Morgen beim Erwachen!
Es konnte uns das Herze lachen.
Und horch, was kommt von draußen rein?
Es war der liebe Sonnenschein.
Und trotz Kaffee aus Rampenschrot
war uns're Stimmung voll im Lot.
Ach ja, der Lenz, er ließ uns grüßen
und dann lag schon zu unsern Füßen
die schöne, alte Stadt Trient,
wie man sie nur von Bildern kennt.
Da war der Brunnen vor dem Tore,
flattern Jeans auf der Empore.
Da stand der Dom, grau und gewaltig,
die Häuser bunt und vielgestaltig,
und gute, junge Frühlingsgötter
verstreuten bei Hochsommerwetter
kleine Blumen, kleine Blätter.
Viel Poesie lag in der Luft,
und dann erst dieser Kaffeeduft!
Und auch das gute, süße Eis,
und ach, Spaghetti, scharf und heiß.
Ich denke, ohne hier zu scherzen,
wir lieben sehr im Herzen
diese drei Dinge fein.
In Italien muss das sein.
Nun, alle diese Melodien
lenken schon auf den Abend hin.
"Palast-Hotel", in diesen Hallen
sollt' unser Chorprogramm erschallen.
Doch noch davor gab es ein Ständchen,
denn zwei gaben sich das Händchen
für einen Lebensweg zu zwei´n.
Hochzeit soll ja was schönes sein.
Und Solcherart gut eingesungen
war unser Chorkonzert gelungen.
Für uns gab es sehr viel Applaus
in diesem schönen, alten Haus.
Danach kam dann das Allerbeste,
man lud uns ein zu kleinem Feste
und reichte Bowle uns und Wein.
Ach könnt' doch immer Pfingsten sein!
So nebenbei fanden sich ein,
zwei Herrn zu einem Glase Wein
aus Schweizer- und aus Bayernlanden,
die uns'ren Chor großartig fanden.
Komm'n Sie nach München, gar nach Bern?
Frau Nehls, was möchten Sie denn gern?
Huch, herje, dat wier charmant,
wir werden überall bekannt.
Doch noch einen im Gerangel
hatte Jutta an der Angel.
Dario Betti - stellt er sich vor,
war Leiter dort vom Männerchor.
Er hätte gern mit uns gesungen,
doch wäre es ihm nicht gelungen,
die Männer alle aufzutreiben.
So mussten sie zu Hause bleiben.
Doch würde er gern zu uns kommen,
Jutta hat ihn beim Wort genommen,
und lud den Chor zum Montag ein.
Werden sie kommen? Wird das sein.
Zu guterletzt gab's 100.000 Lire!
Ich denk', wir fahr'n noch 9 mal her,
dann ist der Chor ein Millionär!
3. Tag - Sonntag
Was würde dieser Tag uns bieten?
Heute ging es durch die Dolomiten.
Darauf freuten wir uns schon so lange,
war im Innern uns auch etwas bange.
Sollt' man schnell ein "Ave verum" denken,
oder ließ den Busfahrer man lenken?
War der eine Fuß schon fast im Himmel?
War das "Glöcklein" gar die letzte Bimmel,
die hiernieden uns beschieden war?
Klang's im Tal noch wie "La villanella",
wuchsen nun die Berge immer schneller.
Jetzt wehte der Wind "La montanara"
und uns wurde nun auch immer klarer,
dieser Kurven, dieser 27 Kehren
konnten wir uns jetzt nicht mehr erwehren.
Selbst der stärkste Mann kriegt Hosenflattern,
und die Frauen hörten auf zu schnattern.
Schmal die Straßen, abgrundtief die Hänge,
manchen wurde da das Herze enge.
Doch wir fügten schell uns dem Geschick
und riskierten dann auch manchen Blick.
Denn dort rauschte fern ein Wasserfall,
in der Nähe lag ein Dorf im Tal.
Eine Wolke kam einsam gezogen,
eine kleine Schwalbe angeflogen.
Weißer Schee erglänzte auf den Höh'n
Ach, wie ist doch diese Bergwelt schön.
So gewaltig, und der Mensch so klein!
Doch bedenke: es ist alles dein!
Und der Abend wurde auch sehr schön,
die Parole hieß jetzt: Tanzen geh'n.
Junge Italiener schlugen in die Seite
mit Musik, die alle hocherfreute.
Twist, Lambada, Kasatschok,
Wolfgang Lehmann ging schon fast am Stock.
Doch er hatte nochmal großes Glück,
Jutta weht ins Leben ihn zurück.
Manche konnten nicht genug bekommen,
haben auf dem Boden Platz genommen.
Bei Katjuscha blieb keiner mehr sitzen.
War das schön! Da lohnte sich das Schwitzen.
Die Kultur - sie kam auch nicht zu kurz.
Modenschau - ob nun mit Lendenschurz,
geschürztem Rock, Übergardine.
Dort sah man so manche flotte Biene,
die im Chor mit ihren Noten
nie so'n kessen Einblick boten.
Hierzu wär manches noch zu sagen,
doch Reimen kann zuletzt auch plagen.
Ein Dank an den Kulturausschuss,
von allen einen dicken Kuß!
4. Tag - Montag
An diesem Tage gab's zwei Reisen.
Die einen wollten in Venedig speisen,
die andern zog's zum Gardasee.
War unser Chor hier auch gespalten,
einig war'n die Naturgewalten.
Sie schickten allen Blitz und Regen,
so recht kam uns das nicht gelegen
Doch dann, so um die Mittagszeit,
schob Petrus alles rasch beiseit.
Es hörte ganz schell auf zu gießen
und hier wie dort konnt' man genießen
die Wunder dieser schönen Welt.
Hab meine Lieb' wohl dort gelassen
in Malcesines engen Gassen,
am Markusplatz und auf Venedigs Wassenstraßen.
All mein Gedanken, die ich hab, sie sind bei dir
Canale Grande, Gardasee - Und wir sind hier!
Doch noch zurück ins "Florida".
Ein jeder hatte schon vernommen,
der Männerchor, er wollte kommen.
Dann war'n sie da. Und wie sie sangen!
Die Bässe, die Tenöre klangen
piano, pianissimo,
mal zart, mal kräftig und auch laut
es gab Ganzkörpergänsehaut.
Zuletzt - und es begann bereits zu dunkeln -
begannen alle wir zu schunkeln.
Manch einer hatte den Gedanken:
wahre Freundschaft kann nicht wanken.
Amacing graze - so stimmungsvoll
ging's dann zu Ende. Es war toll!
5. Tag Dienstag
Der letzte Tag - mit wechselnden Gefühlen
saß man zum Frühstück auf den Stühlen.
Nur eine war besonders froh gestimmt.
Es gab nämlich noch ein Geburtstagskind.
Mit choco crossies und auch Kerzchen
sang man jetzt nicht: "...liegst mir am Herzchen"
Das Lied der Berge klang ein letztes Mal
für mich, die Wirtsleut - durch das Tal.
Vorbei sind nun die schönenTage
und wieder steht vor uns die Frage:
Wohin soll denn die Reise geh'n,
wohin, ja wohin?
Woll'n wir die schöne Schweiz beseh'n,
liegt Bayern uns im Sinn?
Nein, nächstes Jahr da woll'n wir singen
nicht weit von hier - in Thüringen.
Ein Wort zuletzt - an eine Engagierte,
die uns mit Umsicht durch die Tage führte,
den Quasselstrippen ihre Grenzen zeigte,
dem Busfahrer die Meinung geigte,
die immer da war, wenn man sie mal brauchte,
auch wenn ihr selbst der Kopf schon rauchte.
Jutta, wir sagen frei und frank:
Hab Dank!!!
Charlotte Diederichs
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