Konzertreisen

Des Chores Reise Nummer 9

ist es, worauf sich alle freun.

Doch Merseburg? Du meine Güte!

Das kommt ja gar nicht in die Tüte!

Kann es denn nicht was andres sein,

wendet da so mancher ein.

Denn Stinkeluft und graue Mauern

dem ist wirklich nicht nachzutrauern.

Und man sieht sich schon in Gedanken

durch diese düstern Gassen wanken.

Doch recht schnell herrschte Einigkeit

und nun ist auch schon Reisezeit.


Alles stimmt an diesem Morgen

Ohne Pleiten, ohne Sorgen

reisten wir bei Sonnenschein

in die Frühlingswelt hinein.

Bus und Fahrer - die warn top,

nirgendwo der kleinste Flop.

Erste Rast wurd' dann gemacht

und verteilt was mitgebracht,

denn es war der Tag des Herrn

und da trinkt ja "Mann" ganz gern

mal ein Schnäpschen nebenbei,

auch macht es die Stimme frei.

Und so sang man denn geschwinde

Sabine, dem Geburtstagskinde

und dem Fan, Herrn Pantzke, auch,

wies bei uns seit Jahren Brauch,

unseren schönsten Trinkgesang.

Mag Vino auch den Geist beflügeln,

ein Kümmerling - der tut ihn zügeln,

vergaß doch unsre Männerschar

den schönen Text fast um ein Haar.

Und nun ein wahres Wort ihr Brüder

setzt euch ganz schnell zum Lernen nieder,

dann werdet ihr die holden Schönen

in unserem Chor wieder versöhnen.

Ein wenig tut es sie genieren,

das soll in Zukunft nicht passieren.

Roger und Peter gehn zur Sache,

benutzen die Gebärdensprache.

Sie stoßen an das volle Glas,

dem Publikum machts sichtlich Spaß.


Bald kam Stadt Merseburg in Sicht,

doch ohne Spaß gehts nun mal nicht.

Uns Neumännchen schaut froh

und munter mal eben auf die Strasse runter.

Oh, hier gibts ´ne Erotikmesse.

Verkündet Peter, dieser Kesse

und stimmt sogleich ein Liedchen an:

"Ach wie ist´s möglich dann,

dass ich´s nicht lassen kann."

Die Jutta sagt: "Steig doch schnell aus,

dann kommste morgen früh nach Haus!"

Doch danach stand ihm nicht der Sinn,

er wollt mit in das "Check Inn".

Und dieses war auch schon zu sehn,

ein kleines Haus, doch wirklich schön,

mit sauberen gepflegten Räumen

zum Essen, Tanzen, Duschen, Träumen.


Nach einer kurzen Mittagsrast

gings weiter dann ganz ohne Hast

nach Lauchstädt - einem kleinen Bad,

das doch viel Sehenswertes hat.

Ein schöner Park im Sonnenschein

lud dort auch viele Gäste ein.

So konnten wir mit unserm Singen

den Kaffeetrinkern Freude bringen.

Abends nach reichlicher Verpflegung

tat jeder was für die Bewegung.

Kaum war der erste Ton erklungen,

wurde das Tanzbein schon geschwungen.

Herr Pantzke und Sabine Schenzle

bekamen gleich ihr Ehrentänzle.

Den sollts auch für Brigittchen geben,

doch wie es immer ist im Leben,

ihr bestes Stück war nicht zu sehn.

Wie sollte man denn das verstehn?

Dann - nach zwei langen Fußballstunden

hat er sich schließlich eingefunden,

und alles wurde nachgeholt,

Brigitte hatte ausgeschmollt.

Und während alles lustig tollte,

kam an dem Tisch die Inge Francken,

auf ganz absonderlich' Gedanken.


Bei all dem Schwenken und dem Tosen

betrachtet sie Herrn Schenzles Hosen,

denn diese waren prall gefüllt,

und ihre Neugier - ungestillt -,

ermuntert sie zu jener Frage,

ob er es denn vielleicht auch wage,

ihr alles das einmal zu zeigen,

was da im Innern so sein eigen.

Und uns´re Inge hatte Glück.

Bis auf ein kleines Einzelstück

wird alles öffentlich gemacht.

Ei, ei wer hätte das gedacht!

Ja, bei Musike mit Bernd Krist,

erkennt man sich, weiß wer man ist,

da geht man völlig aus sich raus,

da wird ganz jung manch altes Haus,

greift ungeniert zwischen die Beine

dem anderen, ob groß ob kleine,

vergisst den ganzen Alltagskäse,

tanzt ausgelassen Polonaise.

Da singt man, bis die Stimmen kratzen

gibt sich voll hin diesen Strapazen.

Gleich zweimal durften wir so toben,

den Musiker, den muß man loben.

Doch fand auch er ganz wunderbar

die Neubrandenburger Sängerschar.


Der nächte Tag wurde auch schön,

denn es gab mancherlei zu sehn.

Hoch droben von der Burgen Höhn

konnte ins Saaltal man sehn.

Voll Anmut bot sich uns ern Blicken

das grüne Tal, die weißen Brücken.

Ein kleines Dorf im Talesgrunde

glänzt in der sonn´gen Morgenstunde.

Die Luft so sanft, der Himmel weit.

Ach, was für eine schöne Zeit,

konnten wir alle hier verbringen!

Da fällt mir diese Zeile ein:

"Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!"

Dann - vor der Fahrt auf einem Strom

gings hin zum Naumburger Dom.

Und dieser Kirchen trutz´ge Mauern

ließen uns leise doch erschauern.

Für alle Ewigkeit gemacht.

hat man ganz still für sich gedacht.

Ein Dank an jene - die´s erbauten,

was wir hier frohen Herzens schauten.


Doch leider wollt´s uns nicht gelingen,

vor dem Altare noch zu singen.

Ja, so ein Chor ist ohne Leitung,

wie jeder Leser ohne Zeitung;

denn so ein stark erkrankter Zahn

entfraute plötzlich unseren Clan.

Uns Lilo plagten große Schmerzen,

so fuhr sie denn mit schweren Herzen

schnell hin zum Zahnentfernungsmann.

Der hat ihr auf den Zahn gefühlt

Andreas hat ihn dann gekühlt.

Leider gab es ´ne dicke Backe,

und das fand sie nun ziemlich......unschön.


Und weiter gins mit frohem Mut

zu einer Fahrt auf der Unstrut.

Damit der Bus sich nicht verfuhr,

begleitet uns auf dieser Tour

die Chefin von uns Reisbüro.

Und auch die Fahrer waren froh,

denn leichter fuhr es sich ja so.

Frau Kiefer wies uns rasch den Weg,

bis hin zu diesem Wackelsteg

an dem die Luxusliner lagen,

doch wie man sah, aus frühren Tagen.

Besonders die "Fröhliche Dörte",

die selbst den Kanzler schön betörte,

fiel durch erhöhten Tiefgang auf.

So Schicksal - nun nimm deinen Lauf.


Doch wider jedermanns Erwarten

die Schifflein ließen sich gar starten.

Blies auch die Dörte Räucherschwaden

so nahm doch keiner von uns Schaden.

Niemanden die Besteigung reute,

wir warn der Kahn fröhlicher Leute.

Und dröhnten laut auch die Motoren,

das wir fast das Gehör verloren,

und ließ sich auch beim besten Willen

das Klöchen nicht mit Wasser füllen

das alles konnt'uns nicht verdrießen.

Ein jeder wollte nur genießen

die schöne Fahrt am Fluß entlang.

Hier sagen wir Frau Kiefer Dank.

Freyburg stand auf unserm Plan,

und kaum gelangten wir dort an,

da dachten alle nur an Sekt,

Weil Rotkäppchen vorzüglich schmeckt.


Im Industriehof - überdacht

wurde erst einmal Rast gemacht.

Dort probte DJ "Hurrican"

zu dieser Stunde sein Programm.

Als er erfuhr, dass wir auch singen,

da ließ er kurzerhand erklingen

die allerschönsten Schunkellieder

und unser Chor sang immer wieder

vom Bier, dass auf Hawai nicht gibt,

von Mecklenburg das jeder liebt,

vom alten Münchner Hofbräuhaus

und noch manch lust´gen Ohrenschmaus.

Doch dann erhebt sich Christa Grunde:

"Vorbei ist jetzt die Sangesstunde".

Das war es meine Herrn und Damen,

erhebt die Hintern, diese lahmen.

Zum Ausgang geht es dort entlang,

und da ist auch der Sektempfang.

Doch davon war noch nichts zu sehen,

erst mussten wir 2 Stunden stehen,

einen sehr langen Vortrag hören,

und wehe es tat einer stören.


Die Luft wurde da schon recht knapp,

und manche Frau - die machte schlapp.

Zwar war ja vieles interessant,

doch hat der Gute ganz verkannt,

dass er die Zeit längst überschritten,

hat nicht bemerkt, dass viele litten.

An den Gesichtern konnt man lesen,

weniger wär hier mehr gewesen.

Wir Sänger - ein gar höflich Völkchen,

vertrieben rasch die Unmutswölkchen.

Und weil er sich doch so bemüht,

bekam als Dank er auch ein Lied.

Uns llsing dort auf der Empore,

sie gab den Takt an unserm Chore.

Mit Leidenschaft sie dirigierte,

dass selbst das große Faß vibrierte.

Und jubelnd sang man - Hebt das Glas -

in vino veritas.


So kraftvoll unser Lied erschallte

bis leis´ der letzte Ton verhallte.

Endlich gabs den versprochnen Sekt.

Noch nie hat er so gut geschmeckt!

Dann in der kühlen Abendstunde

da saßen wir in froher Runde

und sangen schöne alte Lieder.

und nebenan im weißen Flieder,

da sang ein kleiner Finkenhahn,

der hats uns llsing angetan.

Ja, sie verstand des Vogels Sprache,

verschmitzt ging sie sogleich zu Sache

und rezitierte ungestört,

was sie soeben da gehört.

Hier meine freie Übersetzung des Gedichtes:

"Ach wie ist es doch beglückt,

so ganz und gar nach ihr verrückt.

Der Nestbau, dann das Eierbrüten,

bei Tag und Nacht die Jungen hüten,

das wird doch eine schöne Zeit!

Noch ist zu allem er bereit;

doch hat er nicht daran gedacht,

dass Stress auch die Familie macht.

Und ganz geheim in den Gedanken,

sieht er schon seinen Vorsatz wanken.

Ob denn so sinnvoll ewge Treue?

Am besten ists ich nehm 'ne Neue.

Ja, dieses kleine Vögelein

könnte durchaus ein Menschlein sein.


Am nächsten Tag, genau so heiter,

ging es nach Merseburg dann weiter.

Am Busbahnhof grad angekommen

hat man für sich was unternommen.

Da stand ne Lok aus Ulbrichts Zeiten,

man durfte sie sogar beschreiten.

So wurde mancher Mann zu Kinde

erklomm das Ungetüm geschwinde

und fuhr beschwingt, Volldampf voraus,

gedanklich in die Welt hinaus.

Zwar war die Treppe etwas steil,

doch hievt auch Frau ihr Hinterteil

ins etwas enge Führerhaus

und schaut vergnügt zumm Fenster raus.

Stand da ein schönes Postgebäude,

sein Anblick machte uns viel Freude.


Doch Klaus begann sogleich zu meckern,

das wär nicht Arbeit, sondern kleckern.

Seht ihr dort diesen Fensterbogen?

Der ist doch ganz und gar verzogen,

da ist doch ein zu vieler Stein,

so darf die Ecke dort nicht sein.

Mein Lehrling würde sich nicht traun,

so einen großen Murks, zu baun.

Der Gute war so sehr in Rage

als wärs ´ne eigene Blamage.

Wir schauten uns die Augen aus,

was er da meinte, unser Klaus.

Und in den tausenden von Steinen

da suchten alle wir den einen,

der nicht an Ort und Stelle steckte,

bis auch der Letzte ihn entdeckte.

Dann hatte Klaus uns überzeugt

wir hatten jenen Stein eräugt,

der ihn zum fachsimpeln bewogen,

und wärs von uns auch nur gelogen.

In dieser Stadt, die einst zerstört,

blieb manches Schöne unversehrt.

Man konnte sich das Schloß ansehn,

der Park war ganz besonders schön.

Und in der "Wilhelm-Busch-Passage"

geriet man beinah´ in Ekstase.

Mit Versen, Bildern bunt geschmückt,

hat uns dies Gässchen sehr entzückt.

Von all den lustgen klugen Reimen

will einer mir ganz passend scheinen.

"Froh schlägt das Herz im Reisekittel,

vorausgesetzt, man hat die Mittel".


Nachmittags - Schloßgartensalon

erklang des Chores erster Ton,

denn wichtig ist's sich einzusingen,

soll das Konzert doch auch gelingen.

Nur eines war schon mehr als dumm,

es gab leider kein Publikum.

Weil man's Konzert nicht publiziert,

war'n wir zuerst doch recht frustriert.

Wieviel hatten wir einstudiert,

wie fleißig Karin Blum kassiert,

wie lange feilte Lilo schon

an der schweren Intonation.

Und Jutta hat sich Tag und Nacht

viel Schönes für uns ausgedacht.

So mussten wir ganz rasch bedenken,

wohin wir uns're Schritte lenken.

Singt man in einem kühlen Grunde

zu der nachmittäglichen Stunde?

Oder am Brunnen vor dem Tore?

so fragte sich jeder in uns'rem Chore!

Zuletzt, in eines Baumes Schatten,

ein Plätzchen wir gefunden hatten.

Vor einem schönen Restaurant

dann unser erstes Lied erklang.

die Zuhörer musst man nicht suchen,

die war'n schon da, futterten Kuchen.

Und während lustvoll sie genießen,

tat heiter sie der Lenz begrüssen.

Auch fehlte nicht in diesem Lande,

"An der Saale hellem Strande".

Sogar ein Kuckuck auf dem Baume

und Vedder Michel diese Pflaume

sie alle waren wieder da.

und auch die ganze Vogelschar

Und dann kam flink, zu guter Letzt

"Lütt Matten" auch noch angewetzt.

Ja, wir lieben sehr im Herzen,

kräftig auch einmal zu scherzen.

Und nicht für Gut und nicht für Geld

sang unser Chor, nein, weil's gefällt,

den Menschen etwas Freude bringen.

Das ist das Schönste an dem Singen.

Und dann schlug schon die Abschiedsstunde,

noch einmal klang aus aller Munde

ein letztes Lied als Dankeschön

Wir sagten froh "Auf Wiedersehn".


Geruhsam und ganz ohne Hast

machten wir dann noch einmal Rast

im wunderschönem Sanssouci.

und wenn es auch gewaltig staubte,

der Sturm die Köpfe fast entlaubte,

wir sangen trotzdem unverdrossen,

und mancher Gast hat es genossen.

Noch etwas gibt es hier zu sagen.

Gewürfelt wurde an drei Tagen.

Und was Kristina da erdacht

hat einen Riesenspass gemacht.

Nicht weil es leicht war und seriös,

im Gegenteil, ´s war raffinös.

Die Drei, bekannt als Mittelmaß bewirkte,

dass man ganz vergaß,

das Spiel rechtzeitig zu beenden,

um größ'res Unheil abzuwenden;

denn würfelte man diese Drei

war jeder Traum vom Sieg vorbei.

Manch kluger Kopf wurd,  eh's gedacht,

im Handumdrehn zur Null gemacht.

Und was im Leben nie passiert:

Die letzte Null wurd'gar prämiert!!


Ein wenig wird ums Herz mir bang,

denn jetzt komm ich zum Abgesang.

Endgültig ist Vergangenheit,

was diese Tage uns erfreut.

Und fehlte es auch mal an Plätzen

musst man sich auch nach draußen setzen

und gab es manchmal keine Teller,

wünschte sich mancher etwas schneller

das frische Bier, den kühlen Wein,

wir konnten doch zufrieden sein.

Denn, gibt es gut und viel zu füttern,

kann Mecklenburger nichts erschüttern.

Ein Satz kommt mir noch in den Sinn:

Es hieß "Check Inn" und nicht "Steck Inn".

Niemand diese Fahrt bereute,

denn sie brachte uns viel Freude.

Burgruinen, Flüsse, Wälder,

Kirchen, Parks und grüne Felder

boten sich dem Auge dar.

Heimat - du bist wunderbar.


Charlotte Diederichs


Konzertreise 2001 nach Merseburg/Sachsen-Anhalt

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