Texte

Zwischen Berg und tiefem Tal saßen einst zwei Hasen:


„Jetzt seid ihr so sattgefressen, dass ihr umfallt in den Keller.“

„Jetzt war das Sattgefressen toll!“

„Wir singen nicht ‚saßen ein, zwei Hasen’, sondern ‚einst’!“

„Zwei Hasen, nicht so lasch, sondern Löffel hoch!“

  

Fraßen ab das grüne Gras:

„Nicht so lahm, freut euch doch, dass sie das Gras

abfressen, dann braucht ihr den Rasen nicht mehr zu mähen!“

„Der Berg muss höher sein, er war zu tief!“

„Nicht so zischen, das sind keine Schlangen, sondern Hasen!“

„Bässe, nicht so latschig ‚hüpften sie von dannen’, ihr hüpft bitte von oben!“


Alle Vögel sind schon da

„Es waren leider nicht alle Vögel da.“


An der schönen blauen Donau


Der Schiffer flüstert der Liebsten ins Ohr:

„He, er flüstert stärker, die Nixe bleibt auf dem Grund!“


Wellen schlagen auf dem Grund:

„Das singt ihr wie Schlaglöcher!“ - „Donau, ostwärts geht sein Lauf!“ - „Nun

müssen wir die Männer noch einfädeln...“


Donau das Schifflein fährt:

„Bitte nicht das ‚Fährt’ (Pferd) so lang ziehen!“


Heilige Nächte

„Als wenn ihr gerade eingeschlafen seid!“


Glocken mit heiligem Klang

„Die Bässe haben zu große Glocken! Überprüfen, wie es bei den Tenören ist, bei euch ist das zugespitzt.“

„Oben kommen die Töne rein, nicht im Hals oder sonst wo...“


Die Nachtigall

„Bitte! Abstützen und richtig mit dem Po' draufsetzen!“

„Die müssen wir wie auf ein Tablett heben, sonst schwabbelt es über.“


Fliege, lieber Kuckuck

„Alt! Der Vogel kommt von oben, nicht von unten!“


Wär ich frei, kleiner Vogel

„Ihr singt, als wenn ihr in Ketten liegt!“


Leise zieht durch mein Gemüt, liebliches Geläute

„He, das Geläute hängt zu tief!“

„Wenn ihr mal keine Luft mehr habt (durchsingen) oder sie knapp wird, müsst ihr sie nach hinten rausdrücken.“


Lasst uns lauschen, heilige Engel

„Bitte mehr auf die Engel draufstützen und lasst das Kind oben, sonst fällt es herunter!“


Hab mei Wage vollgelade

„Die alten Weibsen nicht so lang ziehen!“


Und frische Nahrung, die mich am Busen hält

„Busen bitte etwas höher, Soprane!“


Jetzt fängt das schöne Frühjahr an

„Das klingt, als wenn ihr euch gar nicht freut!“


Kleine Blumen

„Frühlingsgötter - schon sind die Götter weg!“


Lütt Fieten, den Aal

„Den Aal nicht so lang! So lang ist er auch nicht...“


Fröhliche Weihnacht

„Bässe! Hab ich aufgehoben? Singt doch, was ihr wollt...“

„Das ist Weihnachtsgesang, kein Abgesang!“


Helle Frostnacht

„Flinker, meine Rosse, jagt mal ein bisschen mehr, ein bisschen mehr Wind machen!“


In einem kühlen Grunde

„Da geht... das ist, als wenn eine Ehefrau oder Elefant durch den Wald geht.“

„Schaut mit einem halben oder eindrittel Auge zu mir!“

„Wenn ihr keine Luft habt, dann habt ihr bald keine mehr.“


Innsbruck

„Ihr müsst das Elend nicht so lang singen !“


Faulheit

„Die Sau ist ein bisschen höher als ihr denkt!“

„Soprane, ihr singt wie die Furien!“

„Dich nach Würden... Schön schwer, als wenn ihr Asthma habt oder Treppen steigen müsst.“


Forelle

„Pa, pa, pa, pa - he, ihr habt alle den gleichen Papa!“


Wolga

„Stellt euch vor, ihr seid ein Kosakenchor!“


Glöcklein

„Männer, singt das Dong, Dong nicht so weich wie eine Birne!“

„Soprane, ihr seid das Salz in der Suppe nicht, das ist der Alt!“

„Könnt ihr mal aufhören, nach der Maria Luft zu holen? Holt irgendwo Luft, woher, ist mir egal.“


Mudder Witsch

„Singt doch mal,  vergewaltigt nicht die Stimme!“

„Murmelt man nicht immerzu, ich verstehe meine eigenen Töne nicht.“


Der Mai ist gekommen

„Ihr müsst den Wein etwas länger ziehen!“

„Ich möchte, dass der Mai nicht so latschig kommt!“


1000 Sterne

„Ihr singt Vokalmatsch“


Es ist für uns eine Zeit

„Das klingt wie ein Wander-Marschlied!“


Mariä Wiegenlied

„Das hört sich an, als wenn ihr das Kind einsschläfern wollt!“

„Der Tenor hat sein Gedächtnis verloren...“


ad este

„Ihr müsst doch nicht brüllen wie die Kaputten, wenn 8-tel Noten stehen!“


Ich wollt, ich wär ein Huhn

„Männer, ihr müsst richtig singen und nicht immer gackern!“

„Warum kriegen wir die Männer nicht mehr sauber?“

„Ihr habt ‚brustisch’ (sächsisch.) gesungen, bitte, länger laut bleiben, wenn ihr leise werdet!“


Burlala


Up denn Arm:

„Der Arm ist punktiert!“


Sternenklarer Mitternacht

„Können wir das Samenkörnchen noch mal haben?“

„Die Mitternacht müsst ihr noch langsamer machen!“

„Bitte den Bauch weit - wie ein Schlauch auf, der Kopf ist hohl.“

„Tenöre, singt mal nicht so lustlos!“


Heißa Kathreinele

„Das ‚Dum’ ist länger!“

„Der Kranz kommt später...“


Halt die Kanne Anne (Anke? :-)

„Das ‚-ne’ ist höher als die Kanne!“


Abschied vom Walde

„ ...vor dem Zelt wartet ihr, bis ich ‚weiter’ gebe!“

"Ich bin guter Hoffnung!"

Sprüche während der Chorproben von unserer Chefin Lieselotte Nehls, aufgeschrieben von Inge Franck und Dr. Rüdiger Neuendorf

Eine exzellente Chorprobe


Aufgezeichnet 2007/2008 von Horst-Peter Neumann

und in die richtige Form gebracht von Ilona Neumann


Alle sind endlich da und so kann es losgehen. Viele haben noch Frösche im Hals und so müssen wir sie erst einmal verjagen. Lilo hat da so ihre Methoden. Das klang dann am 8. April so: ,,Lasst sie doch nicht so runter fallen - hoch leben soll sie, die Tante!" (Senora). Und manchmal verlangt sie tierische Mühen von uns. Das war noch gar nicht so lange her: „Den Unterkiefer runterklappen, als wenn ihr sabbertl"


Das soll Singen sein? So wird nun manch einer fragen, aber auch das gehört dazu.

Wenn wir dann glücklich mit dem Einsingen fertig sind, geht es erst richtig los. Sollen wir gar die Instrumente nachmachen, wird es ganz spannend. Wer will schon freiwillig ein Instrument sein. So hört sich das dann wohl auch an. Lilo kann dann nur mahnen: ,,Ihr zupft wie Instrumente und seid keine Menschen!" Es kommt aber noch schlimmer! Meint sie doch einfach zu uns:

,Die Dummen sind immer lang!" Hoffentlich merkten sich das die Noten. Wir fühlten uns nicht angesprochen. So was Dummes.


Und das im September (18.9.)! - zum Glück war der nächste Auftritt noch weit. Dabei sollte eigentlich auch das Lied von den itrahiendenAugen gesungen werden. Aber mit unserem Gesang dabei war Lilo gar nicht zufrieden. "Einige lassen wieder ihre Lenden strahlen und nicht die Augen!" Auch beim nächsten Mal klang es nicht so wie Lilo wollte. ,,Die strahlenden Augen singen - aber ohne Arme - zum hinterletzten Mal!"


Da ist sie an uns fast verzweifelt. Na irgendwann wird es schon klappen. Ob das sie tröstet? Im Februar und dann im März hat es sie auch nicht getröstet (5.2./ 25.3.) Als wir dann die Waldesnacht besingen wollten, klang das wohl auch noch nicht so gut zum Anfang, denn Lilo stöhnte nur: ,,Jeder singt ein anderes -A-. Das klingt wie ein Froschkonzert!" Wobei sie es mit den Froschen öfter hat. Am 10. November meinte sie zum Sopran: ,,Stellt euch vor, ihr seid ein Frosch, der sich immer weiter aufbläht." Wir fragten uns: Wo sollte das Aufblähen denn hinführen? Zum Platzen?


Als wir im Oktober für das Weihnachtskonzert probten, versuchte sie uns dann auch noch ein bisschen in die entsprechende Weihnachtsstimmung zu versetzen. Aber ob ihr das mit der Bemerkung gelang? ,,Der Tannenbaum ist ganz allein. Er ist ein Waisenkind!" Das nächste Lied, was geübt werden musste, war die Vogelhochzeit. Auch hier hatte Lilo so ihre Ansichten:

"Ihr sollt euch schon den Schwanz dabei vorstellen'" Und dann auch noch ihr Kommentar: ,,Die Männer sind nebensächlich."

Na, wenn sie meint!


Für alle ein besonders schweres Lied war der ,Kiekbusch". Das machte uns sehr viel Mühe. Und so hatte Lilo dann auch viel zu sagen, zum Beispiel zum Alt: ,,Nee, bei mir steht was anderes'." Oder zum Sopran: "Vor dem rudi... müssen wir noch mal singen. Also noch mal rudi… ohne Rudi'." Auch mit dem Bass war sie nicht zufrieden. Sie meinte nur:,,Der Wille war da, bloß die Töne nicht!"


Bei unserem polnischen Lied geht es auch um einen wärmenden Ofen. Auch dabei passte ihr einiges nicht so ganz. Am 12. April meinte sie nur: "Ihr singt, als wenn ihr den Ofen zum Tanzen auffordern möchtet." "Singt deutlich: Denn er wärmt im Winter nett! Sonst verstehen die Leute was von Internet!" (14.1.) Manchmal glaubten wir dann, jetzt hatte es aber so richtig gut geklappt, und was sagte Lilo dann nur: "Jetzt habt ihr aber so richtig schön falsch gesungen! - Nun lassen wir's auch

noch dampfen und dann singen wir weiter." (3.6.)


Bei dem Lied "Du liegst mir im Herzen" konnte sie nur noch sagen: "Das ist aber ne große Liebe." Dass wir auch geografisch immer voll da waren, zeigt Lilos nächste Bemerkung: "Bis zum Gras war's schön. Aber bitte die Steppe nicht so fallen lassen. Es ist eine Hochsteppe!" Wahrscheinlich im Hochgebirge oder so.


Bei manchen Liedern hatten wir schon mal unsere Probleme. So auch bei "Ännchen von Tarau". Da sagte Lilo dann nur noch:

,,Das Blut tropft da unten..." (20.5.) So gut wie in Geografie, schienen wir in Biologie nicht zu sein, denn wir wurden stets ermahnt: "Die Hand hat drei Finger. Bitte nicht die Hand nach unten wandern lassen - haltet sie fest!" (28.1)


Ab und zu kommt man beim Wandern schon mal aus dem Takt. Bei Lilo hörte sich das dann so an, wenn sie den Sopran ermahnt:

„Zwischendurch seid ihr ganz schön abgedriftet. Seid ihr im Kindergarten?“
„Der Ton muss in der Höhe klingen! Seid ihr schon abgestorben oder was?"


Ja, das ist unsere Lilo. Wir verstehen sie trotz allem gut. Manchmal staunte sie selber darüber. Aber zum Schluss noch ein Zitat. Am 8. Januar meinte sie: "Ich bin guter Hoffnung!"
Na, dann können wir doch auch alle hoffen. Mindestens auf ein neues Chorjahr und viel Musik und Gesang.


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