Konzertreisen

1. Tag


Im Mai, der schönsten Jahreszeit,

macht unser Chor sich nun bereit,

in ferne Lande einzureisen,

um zu erfreu'n mit frohen Weisen.

In uns're Busse eingekehrt,

wurden wir alle erst belehrt.

Besonders eindringliche Sätzchen

gingen an der Frauen Schätzchen.

Im Stehen wird hier nicht gepinkelt,

macht's wie die Frauen, angewinkelt.

Es wird sich einfach hingesetzt,

damit der Deckel nicht benetzt;

denn wenn ich einmal bremsen muss,

geht voll daneben jeder Schuss.

Nun war'n wir rundherum im Bilde,

die Fahrt begann in die Gefilde.

Nach Liberec ging's dieses Jahr,

und für die muntre Männerschar

erklang ´ne schöne Melodei;

dann gab's ein Schnäpschen oder zwei.


Nach einem unsrer schönsten Lieder

hatte die Autobahn uns wieder.

Bald wurd' zum zweiten Mal gerastet,

rasch alles zu den WC´s hastet.

Nur unser Mehlschen lieb und nett,

ging aufs Behindertenklosett.

Da sieht sie Ilsing in der Schlange,

der ist wohl schon ganz angst und bange.

"Komm Ilschen, hier kannst du in Ruh,

ich mach derweil die Türe zu."

Doch plötzlich, dass sich Gott erbarm,

ertönt da aus dem Klo Alarm.

Mehlschen erschrickt, was ist das hier?

Reißt kurzentschlossen auf die Tür.

"Bin noch nicht fertig, ´s ist verrückt,

ich hab den falschen Knopf gedrückt!"

ruft Ilsing aus Sitzposition.

Mit 90, da passiert das schon,

dass man - nicht genau hingeblickt -  

ganz schnell einmal den Falschen drückt.


Dann ging die Reise munter weiter,

sehr pünktlich war der Reiseleiter

an der vorher besproch'nen Stell;

uns zu begleiten zum Hotel.

Doch dort erfasst uns kaltes Grau'n,

was mussten uns´re Augen schaun !

Ein Hinterhof, klein und beengt.

Wird da der Bus hineingezwängt?

Die Fenster grau! Der Putz putzmunter,

fiel einfach von den Wänden runter.

Erst langsam, doch dann immer schneller,

hasten wir durch den Heizungskeller.

Wir blieben auch von nicht's verschont,

die Zimmer waren sehr verwohnt.

Doch Bett und Dusche waren top,

da übersah man manchen Flop.

Die Küche hat uns dann versöhnt,

mrt gutem Essen uns verwöhnt.

Doch etwas muss erzählt noch sein,

Die Edith geht ins Klöchen rein.

Die grosse Platte über'm Klo

war abgefall'n, lag irgendwo.

Stellt euch mal vor, bei Edith Barsch

hätt' es getroffen ihren Rücken,

sie könnt' sich tagelang nicht bücken.

Vor Angst sieht sie 'ne schwarze Hand,

die auf sie zukommt aus der Wand.


Noch eine lustige Geschicht'

erzähl ich euch in dem Bericht.

Wenn wir mal in die Keller kamen,

gab es da Klos für Herrn und Damen.

Ein richt'ger Spass im Pinkelsaale

waren die Herrenurinale.

Hatte man eins davon gefüllt,

so wurden alle drei gespült.

Ja, unser fröhlicher Herr Schenzle,

er hat's erlebt mit seinem "Freund".

Doch Schluss nun mit der Mängelliste!

Nachmittags ging es auf die Piste,

denn diese doch recht schöne Stadt

manch Prächtiges zu bieten hat.

Das Rathaus war der grösste Schatz,

zu finden an zentralem Platz.

Auch gab's hier einen Italiener

dort wurde gleich das Leben schöner.

Bei Kuchen und bei Capuccino

erinnert es uns an "Trentino".

Zum Abend wurde gut gegessen

beim Bierchen fröhlich noch gesessen.

Mit "Schostag und Blümchenkapell"

verging der Abend dann sehr schnell.

Maria mit der Quetschkomod

bereicherte das Angebot.


2. Tag - in Prag


An diesem schönen Sonnentag

war unser Ziel das gold 'ne Prag.

Wir hatten heut' zwei Reiseleiter,

sie waren uns gute Begleiter.

Im Königsgarten angekommen,

hat man sich nicht viel Zeit genommen.

Gern wollte man noch dort verweilen,

doch mussten wir schon weitereilen.

So lief dann rasch der ganze Tross

Vor's prächtige Renaissance-Schloss.

Der Chor stellt sich in Position,

und dann erklang der erste Ton.

Das Publikum hat's nicht gestört,

es hat uns sehr gern zugehört.

Beim Lied "Mädel du hast Augen...",

merkt man wozu die Männer taugen.

Anstatt das Lied sich einzuprägen,

da blicken sie doch ganz verwegen

den Prager Mädchen hinterher.

Jetzt wird es für Andreas schwer.

Nur er allein auf Lilo starrt,

singt tapfer einen Solopart.


Die Burg war unser nächstes Ziel,

und hier erfahren wir sehr viel

von Herrschern und von ihren Trossen,

und wie das Leben sie genossen.

Schön war es auch im "Goldnen Gässchen".

In diesen winzig kleinen Strässchen

einstmals der Reichen Helfer wohnten,

diese jedoch hoch droben thronten.

Raubritter sind noch heut 'vor Ort,

denn Blümchens Portemonaie war fort.

Ja, ja die Männer könn's nicht lassen,

sie stopfen alles in die Taschen.

Hätt' er auf seine Frau gehört,

würd' ihm dies Übel nicht beschert.

Drei Stunden war'n wir schon gelaufen,

wo war ein Plätzchen zum verschnaufen?

Doch endlich sprach der Reiseleiter,

kommt alle mit, wir fahren weiter.

Nur Bruni, Eva, Karin Sima,

fanden es hier oberprima.

Ein Schwätzchen hier, ein Bummel dort

und plötzlich war'n wir alle fort.

Ein kleines Handy ist ein Segen,

noch niemals kam es so gelegen.


Der erste Bus fuhr nun schnurstracks,

zur Stadt hinein, zum Wenzelsplatz.

Die schöne große Reisefrau

die ganze Gruppe im Schlepptau

war zwar der deutschen Sprache mächtig,

doch amüsierte man sich prächtig.

Bei ihr da war "Turm Jested" spitzig,

manch anderes war auch noch witzig.

Der Umtauschkurs "schwenkt" noch zur Zeit,

und viele Pflanzen sind bereit,

im "Zuchthaus" prächtig zu gedeihen.

Die Sprachschöpfung konnt' uns erfreuen.

Doch nun zurück zum 2. Bus.

Denn was den Reisenden passiert,

das sei an dieser Stelle glossiert.

Die Boddensegler segeln schon.

Doch wir? Wir fuhren Marathon!

Dreimal immer die selben Runden,

kein Parkplatz wird für uns gefunden.

Wo man als Botschafter sich traf,

das fanden wir nun schon im Schlaf.

Schöne Fassaden, Kirchen, Brücken,

konnten uns auch nicht mehr entzücken.

Täuschten sich unsre Sinne nicht?


Der Spielplatz wiederum in Sicht!

Die Männer murrten laut im Bus,

mit dieser Fahrerei ist Schluss!

Wir wollen auf den Spielpielplatz runter,

woll'n Eierlaufen froh und munter.

Die Frau'n soll´n in die Säcke schlüpfen,

um lustig damit rumzuhüpfen,

Beim Scherzen über solche Sachen

müssten wir dann doch wieder lachen.

Endlich nach der dritten Runde

hatten wir noch eine Stunde,

um uns den Wenzeln anzusehn.

Noch war ja auch das Wetter schön.

Doch an dem Platz beim alten Wenzeln,

da konnt man nich´ herumscharwenzeln,

denn gar zu viele Menschenmassen

bevölkerten die engen Gassen.


Dann stand da noch ein Riesenzelt,

weil Läufer aus der ganzen Welt

zum Marathon sich eingefunden,

um hier zu drehen ihre Runden.

Was tat der müde Wandersmann?

Er suchte sich, so schnell er kann,

zum Kaffeetrinken ein paar Stühle,

um zu entrinnen dem Gewühle.

Doch dann begann es wild zu stürmen,

und jeder sagt, wir müssen türmen!

Da saß ein Mann in aller Ruh'

sah mit Bedacht dem Treiben zu.

Ein Wind kam, blies in die Servietten,

der gute Mensch wollte sie retten.

Doch wißt ihr, was darauf geschah?

Nicht einmal mehr der Tisch war da!

Weit offen stand sein Mund vor Schreck,

sogar der Sonnenschirm war leck.


Der Sturm erhob sich wie von Sinnen,

vor'm Regen gab es kein entrinnen.

So mancher Sänger kam gestresst,

bis auf die nackte Haut durchnässt.

Dem Andern macht die Sache Spaß,

weil er doch schon im Trock'nen saß.

Dann traten wir die Rückfahrt an,

und uns're guten Reiseleiter,

sie plauderten noch munter weiter.

Erzählten uns von Wallenstein,

der Oma und dem Jungfräulein,

die da von ihres Berges Höh'n

versteinert in die Täler seh'n .


Von Ziska und seinen Hussitten,

die sich mit bösen Rittern stritten.

Er setzt die Überzahl schachmatt,

obwohl er nur ein Auge hat.


3. Tag


Heut soll die Fahrt zum Jested geh'n,

den wir von unten schon geseh'n.

Die Seilbahn fuhr uns nun bergan,

sogar die Frau'n steh'n ihren Mann

und dann, in 1000 m Höh'n

gab's für uns Schönes nur zu seh'n.

Im Tal die Stadt im Sonnenlicht,

man sah die Schattenseiten nicht.

dem Himmel nah, vergaß man schnell

die grauen Mauern vom Hotel.

Zart eingehüllt in Schleiergrau,

benetzt vom morgendlichen Tau,

lag Liberec uns nun zu Füßen,

das wir hoch droben nun begrüßen.

Dann gab's ein letztes Abschiedwinken

und alles ging zum Kaffeetrinken.

Am Nachbartisch wird Eis bestellt,

hier kostet's ja nur wenig Geld.

Und dieses Eis hieß" Heiße Liebe",

zwecks Anregung bestimmter Triebe.

Der Ober bringt ein Eis zu viel,

das man am Tisch jedoch nicht will.

Nun ja, man ist im Rentenalter,

da wird die" Heisse Liebe" kalter.


Am Nachmittag war freie Zeit,

und weil der Weg doch etwas weit,

ging's mit dem Bus zu Zoo und Garten,

mit schönen fremden Pflanzenarten.

Doch stiegen wenige nur aus,

die anderen zog es nach Haus.

Das waren die Kulturbanausen,

sie wollten nur durch's Kaufhaus sausen.

An diesem Tag, schon früh am Morgen,

bewegten uns ganz and're Sorgen.

Konzert sollte am Abend sein.

Nur - kamen da auch Leute rein?

Ein Hin und Her könnt es gelingen,

daß wir auch vor dem Rathaus singen?

Doch Kälte hat uns voll erwischt,

da wurde das auch wieder nischt.

Allem zum Trotz - es wurd gesungen!


Und wunderschön hat es geklungen.

Und uns're Lilo froh und jung,

verhalf uns zu besonder'm Schwung.

Ein Quodlibet wurd nun geboten,

wir brauchten nicht einmal die Noten.

Die Männer riefen nur nach Bier,

Frau Nudelbeck nach ihrem Tier.

Der Stiefel starb, war noch so jung,

hat sich ergeben wohl dem Trunk.

Zuletzt erklang der Augustin,

das ganze Publikum war hin.

Dann war es Zeit für uns're Taut,

zuerst hat keiner sich getraut.

Als Jutta dann das Zeichen gab,

da setzte alles sich in Trab.

Jetzt wurde das Büfett gestürmt,

die Teller haushoch aufgetürmt.

Man konnt' noch so viel in sich raffen,

die Mengen waren nicht zu schaffen.

Beim Tanzen dann und lust'gen Tollen,

tat gutes man dem Bauch, dem vollen.

Für alle gab's noch ein Pläsierchen,

das warn die kostenlosen Bierchen.

Der Abend - der tat keinen weh,

noch voll war unser Portemonaie.


4. Tag


Dann war der Sonntag auch schon da.

Was morgens unser Auge sah,

erfüllte uns dann doch mit Staunen.

Der Wettergott mit seinen Launen

beschert' uns schneebedeckte Gipfel

und weiße Häubchen für die Wipfel.

So überrascht in schönster Weise

begann dann uns're Heimwärtsreise.

Zwar war der Himmel grau verhangen,

doch konnte uns all das nicht bangen.

Der Höhepunkt stand unserm Chor

auf dieser Fahrt ja noch bevor;

denn heute sollt' es uns gelingen,

im Dresdner Opernhaus zu singen.

Doch statt rasanter Fahrt zu Sempern,

tat man uns're Zeit verplempern.

Die Stunden rannen, uns wurd bang,

man fand nicht den Grenzübergang.

Endlich, nach nunmehr fast 3 Stunden

wurde er wirklich noch gefunden.

Doch wurd' uns klar, daß nichts mehr geht,

wir kamen einfach viel zu spät.


Die Jutta schon ganz blass vor Kummer,

versuchte es mit einer Nummer.

Doch niemand ging ans Telefon.

Fast wollte sie verzweifeln schon,

da half ihr uns're gute Anke.

Es klappte und wir sagten danke.

Weil Sänger nicht zum Muffeln taugen,

sang man das Lied "vom Ziel vor den Augen".

Das hat uns wieder aufgerichtet,

dann wurde Dresden schon gesichtet.

Doch daß wir noch um 12 ankamen,

verbindet sich mit einem Namen.

Wolfgang Lehmann - er kannte sich aus,

geleitet uns zum Opernhaus.

Doch sollte es nicht mehr gelingen,

das kleinste Liedchen dort zu singen.

Auf leisen Sohlen mußt man schleichen,

niemand durfte vom Weg abweichen.

Begonnen hatten schon die Proben,

doch uns're Führung muss man loben.

Viel Wissenswertes war zu hören,

nur eine mußte dabei stören.

Ganz leise schlich sie sich davon,

sie suchte den Pipisalon.

Doch eh' sie's richtig hat begriffen,

wurde sie schon zurück gepfiffen.

Ein jedes Aug' auf sich gerichtet,

kam sie sich vor wie abgelichtet.

Dann ließ die Dame sich bekehren,

die Weiblein durften sich entleeren.


Als auch die Letzte draußen war,

versammelt sich die Sängerschar,

um vor dem "Hohen Haus" zu singen.

Zwei Lieder ließen sie erklingen.

"Auf einem Baum ein Kuckuck saß",

machte einer ält'ren Dame Spaß.

Den Komponisten sollt'man nennen,

doch nicht mal Lilo wollt' ihn kennen.

Nur unser Schostag - stets gewitzt

den Namen dieses Herrn besitzt.

Obwohl man über ihn gelacht,  

hat er die Noten mitgebracht.

Ein Griff, ein Blick, da ist der Name,

zur Freude dieser alten Dame.

Voll Stolz wirft er sich in die Brust:

Die brauchen wir! Ich hab's gewußt!

Fast ganz genau so wie in Prag,

erging's uns auch an diesem Tag.

Weil es doch regnet, stürmt und blitzt,

ist rasch man über'n Platz geflitzt.

Doch von den Bussen weit und breit,

ist nicht's zu seh´n zu dieser Zeit.

Und wieder ist es Juttas Mann,

auf den man sich verlassen kann.

Er schickt sich an die zwei zu suchen,

nicht ohne kräftig mal zu fluchen.

Obwohl ihm schon die Socken glüh'n,

war ganz umsonst sein eifrig Müh'n.

Selbst der erfahr'ne Wandersmann,

weiß nicht, was er noch machen kann.

Herr Pantzke, mit dem Opernglas

schaut durch die Gegend, so zum Spaß.

Erblickt zwar manches schöne Mädchen,

in diesem wunderschönen Städtchen.

Doch was er plötzlich da erblickt,

ihn gleich noch mal so sehr entzückt.

Die Busse stehn' unter der Brück;

sein Glas war unser aller Glück.

Nochmals macht Wolf sich auf die Sohlen,

die Busse zu uns herzuholen.

Dann sind sie da, und man steigt ein,

ganz eingeschrumpft sind uns're Bein.

Doch jetzt flippt uns're Jutta über.

Wo ist mein Mann, mei guter, lieber?


Ich bin die Ruhe in Person,

doch diese Sache nervt mich schon.

Ich möcht mal seh'n wie's um Euch steht,

wenns Liebste euch verlorengeht!

Doch alles kommt zu guten Schluss,

denn Wolfgang sitzt schon längst im Bus.

Nach diesem endlos langen Traben,

will er nur seine Ruhe haben.

An dieser Stelle hier, ich sag es:

Der Wolfgang war der Held des Tages.

So mancher zog noch einen Flunsch.

Wir hatten nur den einen Wunsch,

aufs Schnellste nur nach Haus zu reisen

und unterwegs etwas zu speisen.


Zuletzt sei dieses noch erzählt.

Ein Würfelspiel hat über Nacht,

Kristina für uns ausgedacht.

Diesmal ging es um Urlaubsgeld.

Wer es am Ende wohl erhält?

Und auf der letzten Raststation,

erhielt man den verdienten Lohn.

Der eine wählte was zum Naschen,

der andere stand mehr auf Waschen.

Wer leer ausging, das ist doch klar,

der hofft ab jetzt auf's nächste Jahr.

War uns auch manches nicht gelungen,

ein Operntraum wie Glas zersprungen,

schlug auch das Wetter Kapriolen,

wurd' man klammheimlich auch bestohlen.

Das alles konnt' uns nicht verdrießen,

ein "richt'ger Sänger" kann genießen.


In all den langen 13 Jahren,

bin ich mit Euch stets mitgefahren.

Zur nächsten Reise, es muss sein,

sucht nun ein neues Dichterlein.

Ab jetzt will ich nur noch genießen,

ohne daß ständig Reime sprießen.

Es wäre schön, wenn ein Talent

sich hier in unser'm Chore fänd.

Ich danke Euch für jedes Lachen.

Konnt' ich ein wenig Freude machen,

dann hat Chorlott ihr Ziel erreicht,

auch wenn sie jetzt die Segel streicht.


Charlotte Diederichs

Konzertreise 2004 nach Liberec/Tschechien

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